Christliches Hochfest mit heidnischen Symbolen und Ritualen

An Ostern wird mit der Auferstehung Jesu Christi das höchste Kirchenfest gefeiert. Allerdings deuten Symbole wie Eier und Hasen auf vorchristliche Ursprünge hin. Möglicherweise wurde mit diesem Fest die Göttin Eostrae / Ostara verehrt. Ob es diese Göttin wirklich gegeben hat, ist umstritten. Viel wichtiger scheinen die Rituale zu sein, mit denen der Frühling begrüßt wird. Eines möchte ich Euch zur Segnung eures Gartens mitgeben.

Laut Neuem Testament fielen das Leiden und Sterben sowie die Auferstehung Jesus in das Pessachfest (Auszug aus Ägypten). Daher bestimmt der Termin dieses beweglichen jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum. Es wird mit einem Lunisolarkalender bestimmt und fällt in der Westkirche immer auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tag- und-Nachtgleiche im Frühling (19. – 21. März).

Auf Lateinisch heißen die Tage der Karwoche “Festum paschale”. Diese Bezeichnung wurde in die romanischen Sprachen übernommen (Italienisch: Pasqua, Französisch: Pâques, Spanisch: Pascua). Aber auch die skandinavischen Sprachen leiten den Namen aus dem Lateinischen ab (Dänisch: påske, Norwegisch: påske, Schwedisch: påsk). Und selbst das mit dem Niederländischen (Pasen) engverwandte Plattdeutsch kennt ein Paasken oder Paasch(en).

Herkunft des Wortes Ostern und Erfindung einer Göttin

Das Wort Ostern hingegen ist mit dem englischen Easter verwandt und ist im 8. Jahrhundert mit dem heiligen Bonifatius nach Deutschland gekommen. Sein Landsmann Beda der Ehrwürdige schrieb in seinem Werk De temporum Ratione, dass der Name auf ein Frühlingsfest zurückgeht, das der (Licht-)Göttin Eostrae gewidmet war.

Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm zitiert Beda dies bezüglich unter Vorbehalt. Jacob Grimm vermutete, dass dieser die angelsächsische Göttin für Fruchtbarkeit und Ackerbau erfunden haben könnte. Doch übernahm er Bedas Namensherleitung vom angelsächsisch Ēosturmanoth und dem mittelhochdeutschen ôstarmânôt, was sich beides mit Ostermond übersetzen lässt, und kreierte den in Deutschland gebräuchlichen Namen Ostara für die (hypothetische) Frühlingsgöttin. Leider hat der Name heute einen faden Beigeschmack, wie alles, was von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde.

Die altenglischen Bezeichnungen Ēostre, Ēastre leiten sich von der altgermanischen Wurzel Austrō bzw. Ausro ab. Was soviel wie Morgenröte bedeutet. Und hier schließt sich der Kreis zum Christentum. Das leere Grab von Jesus wurde „früh am Morgen, als eben die Sonne aufging“ (Mk 16,2 EU) entdeckt, seither ist die Morgenröte das Symbol für Christi-Auferstehung.

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Ostern, ein Mondfest?

Genauso wenig wie die Existenz der Göttin Eostrae / Ostara ist der Zeitpunkt des Frühlingsfestes belegt. Einige Autoren nehmen an, dass es sich dabei um die Tag- und Nachtgleiche im März gehandelt haben könnte. Andere bestreiten das, weil für Kelten und Germanen nur Mondfeste eine Rolle spielten. Auch sprach schon Beda der Ehrwürdige vom April als Ēosturmanoth – dem Ostermond / Ostermonat.

Und es ist bekannt, dass die Kelten ihr Jahr, wie viele damalige Kulturen, nach einem Lunisolarkalender berechneten. Feiertage wie Samhain, Imbolc, Beltane und Lugnasad markierten jeweils die Anfänge der Jahreszeiten. Die zwei Tag- und Nachtgleichen sowie der kürzeste Tag als auch der längste Tag stellten das absolute Maximum der jeweiligen Jahreszeit da und waren wahrscheinlich nur für Druiden wichtig.

Zudem könnte der Hase als Fruchtbarkeitstier ein Indiz für ein Mondfest sein, weil er in vielen Kulturen eng mit der “Mondin” – das Symbol für Fruchtbarkeit schlechthin – verknüpft ist. So sehen viele Völker in den Mondflecken einen Hasen.

Symbole und Rituale

Und schon wären wir beim eierlegenden Osterhasen. Der Legende nach verwandelte die altgermanische Frühlingsgöttin einen Vogel in einen Hasen und dieser konnte nach wie vor Eier legen. Eine deutlich erwachsenere Variante dieser Legende findet sich in der dänischen Mystery-Serie Equinox, in der Hase und Vogel eine wichtige Rolle im Ostara-Kult spielen. Aber nicht nur alt-europäische Kulte und Religionen kennen diese Kombination. So sind die Begleiter der phönizischen Fruchtbarkeitsgöttin Astarte Taube und Hase.

Das Ei selbst gilt in vielen (vergangenen) Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit und als Zeichen für wiederkehrendes Leben. Schon die Chinesen vor 5000 Jahren kannten den Brauch, rotbemalte Eier zum Frühlingsbeginn zu verschenken. Und die alten Ägypter, in deren Religion sich alles um die Wiederauferstehung drehte, gaben ihren Toten Eier mit ins Grab. Wahrscheinlich wurde diese Vorstellung von den Christen übernommen. Denn das Durchbrechen der Eierschale steht symbolisch für die Öffnung des Felsgrabes durch Jesu bei seiner Auferstehung.

Neben der Ostereiersuche und Osterfeuern ist es in unseren Breiten Tradition Sträuße mit Eiern zu schmücken. Ein weiteres wichtige Element in den Ritualen spielt Wasser. So werden vieler Orts Brunnen mit Ostergirlanden geschmückt. Ein anderer Brauch besagt, dass früh am Morgen geschöpftes Quellwasser die Jugend erhalten soll. Darüber hinaus spielt geweihtes Wasser eine wichtige Rolle bei der Feldweihe.

Im Folgenden findet Ihr ein Osterritual zur Segnung eures heimischen Gartens.

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Diese Utensilien benötigt ihr:

  • Osteraltar mit Kerzen, Ostereiern und frischen Zweigen
  • Regenwasser
  • Kräuter (z. Bsp. Pfefferminze, Löwenzahn, Gänseblümchen, Vogelmiere, Brennnessel, Spitzwegerich, Scharbockskraut, Schlüsselblume)
  • Silbermünze oder – ring

Vorbereitung:

Am Karsamstag stellt Ihr eine Ton- oder Keramikschale mit Regenwasser auf euren Osteraltar. Er sollte mit Kerzen, Ostereiern, frischen Zweigen und anderen Frühlingssymbolen geschmückt sein. Wenn das Wetter es zulässt, könnt Ihr den Altar im Garten aufbauen. So kann das Weihwasser das Licht der Gestirne aufnehmen. Im nächsten Schritt reinigt Ihr das Regenwasser, indem Ihr das Silberstück in die Schale legt und die Göttin des Frühlings (alternativ: das Universum) bittet das Wasser zu reinigen und zu segnen. (Das Silberstück kann nach der Reinigung entnommen werden.) Im Anschluss legt Ihr eure gesammelten Kräuter in die Wasserschale und lasst sie über Nacht stehen.

Das eigentliche Ritual: die Feld- oder Gartenweihe

Am Ostermorgen bittet die Frühlingsgöttin um ihren Segen für eure Familie, eure Freunde, euer Hab und Gut und für Euch natürlich. Dabei pellt Ihr die gekochten Ostereier und sammelt die Schalen in einem Mörser und zerstoßt sie so klein wie möglich. Zum Schluss bitte Ihr die Göttin, das Regenwasser und die Eierschalen noch einmal zu segnen.

Anschließend begebt Euch mit einer Kerze, 4 Zweigen, den Eierschalen und dem geweihten Wasser in die Mitte eures Gartens. Dort stellt Ihr die Kerze auf und streut einen Teil der Eierschalen darum. Nun nehmt ein paar tiefe Atemzüge und verbindet Euch mit Mutter Erde und dem Universum. Dann beginnt Ihr die Erde zu segnen, indem Ihr das Weihwasser verspritzt und folgende Worte sprecht:

Eostar, Eostar, Erdenmutter,
Gönne diesem Acker (alternativ: diesem Garten)
zu wachsen und werden,
blühen, Frucht bringen. Friede ihm!
Dass die Erde gefriedet sei
Und dass sie geborgen sei
wie die Heiligen,
die im Himmel sind.

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Nachdem das Zentrum gesegnet wurde, segnet Ihr nun die Ecken eures Gartens. Wichtig dabei ist, in der östlichen Ecke zu beginnen. Zunächst steckt Ihr einen der Zweige in den Boden und verstreut wieder Eierschalen darum. Dann segnet Ihr den Bereich mit dem geweihten Regenwasser und sprecht wieder die o.g. Worte. Auf diese Weise verfahrt auch mit der südlichen, der westlichen und der nördlichen Ecke eures Gartens. Zum Schluss kehrt Ihr noch einmal ins Zentrum zur Kerze zurück und dankt der Göttin für den Schutz, den sie Euch in den nächsten 12 Monaten gewähren wird. Sollte Ihr noch Weihwasser überhaben, so gießt es in einem großen Kreis rund um die Kerze aus. Der Kreis symbolisiert einerseits den Erdenkreis und andererseits den Jahreslauf.

Ich wünsche Euch in allen Beziehungen ein fruchtbares Jahr 2021

Eure Claudia