Rau(c)hnächte
Mit positiven Energien ins neue Jahr
Bald beginnt wieder die Zeit zwischen den Jahren: Tage, in denen ich mich nach den trubeligen Weihnachtstagen oft wie aus der Zeit gefallen fühle. Wahrscheinlich geht es Euch ähnlich. Bereits für unsere Vorfahren, den Germanen und Kelten, war es ein besonderer Jahresabschnitt. Sie nannten diese Zeit Rauhnächte.
Bei den Rauhnächten, die heute zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag begangen werden, handelt es sich um 12 aufeinander folgende Nächte, die sich aus der Differenz zwischen Mondjahr (354 Tage) und Sonnenjahr (365 Tage) ergeben. Damit die Mond-Monate nicht im Laufe der Zeit durchs Jahr wanderten (siehe: arabischer Kalender), schoben die Kelten und Germanen 11 “Tage außerhalb der Zeit” ein, die von 12 Nächten gerahmt wurden.
Schon damals galten die Schalttage als heilig. Sie begannen in der längsten Nacht des Jahres, dem heutigen 21. Dezember, und endeten in der Nacht zwischen dem 1. und 2. Januar. In dieser Zeit gingen die Menschen nicht ihrem gewohnten Tagewerk nach, sondern betrieben Rückschau und hielten Rituale ab, um die Götter für die kommenden 12 Monate gnädig zu stimmen.
Tor zwischen den Welten
Denn in dieser Zeit galt die Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits als besonders niedrig. Nach den Vorstellungen unserer Ahnen kämpfte in diesen Tagen das Chaos mit der Ordnung und wilde Geister und Dämonen zogen durchs Land. Aus diesem Umstand leitet sich auch der Name der Rauhnächte ab. Der Begriff kommt vom mittelhochdeutschen Wort rûch , was für haarig oder pelzig steht und damit das Aussehen der Dämonen beschreibt. Es steht aber auch für wild oder roh, was sich auf das Gebaren der Geister bezog.
Viele Mythen rund um die toten Tage sind noch heute bekannt. Die wohl bekannteste ist Die wilde Jagd: eine Horde von wilden Reitern, angeführt von Odin und seiner Frau Frigg, die durch die Lande brausen und alles mit sich reißen, was im Dieseits und im Jenseits nicht mehr von Bestand ist. Daher stammt auch der Brauch keine Laken o.ä. zwischen den Jahren zu waschen und aufzuhängen, da man befürchtet, dass Odin und seine Mannen sich darin verfangen und sie mitreißen könnten. Was für den Besitzer den sicheren Tod im folgenden Jahr bedeutet hätte.
Rauh steht aber auch für Rauch bzw. Räuchern. Es ist ein bis heute verbreiteter Brauch um Haus, Mensch und Tier vor Unheil zu schützen. Es soll einer / einem jeden selbst überlassen sein, ob sie / er an das Ritual glaubt oder nicht. Aber alle, die in diesem herausfordernden Jahr unfreiwillig viel Zeit in den eigenen 4 Wänden verbracht und nun das Gefühl haben, dass sich jede Menge “dicke Luft” angesammelt hat, bekommen von mir als Weihnachtsgeschenk im Folgenden eine Anleitung zum richtigen Räuchern.
Das benötigt Ihr zum Räuchern:
- Räucherschale (aus Metall)
- Räuchersand (Es geht auch Vogelsand.)
- Räucherkohle (oder hochwertige Holzkohle)
Wer es weniger geruchsintensiv mag, nimmt ein
- Räucherstövchen (oder Teestövchen mit engmaschigen Metallsieb)
- und natürlich Kräuter
Kleine Kräuterkunde:
- Salbei – hat eine starke Reinigungskraft
- Kampfer – löscht alte Informationen im Haus
- Angelikawurzel – hebt die Raumschwingung
- Weihrauch – bringt Segen und erhöht die Energie
- Wacholder – vertreibt negative Einflüsse
- Myrrhe – wirkt desinfizierend, klärt, reinigt und schenkt Ruhe
- Myrthe – sorgt für Klarheit, Reinheit und Frieden
- Thymian – reinigt und stärkt die Energie
- Styrax – gibt Wärme und Geborgenheit, öffnet für die Liebe
Tipp: Viele der genannten Kräuter und Düfte gibt es in der Adventszeit als Räucherkerzen für den Räuchermann zu kaufen.
Räucherprozess in 3 Schritten:
Schritt 0: Aufräumen
Mistet aus, was Ihr nicht mehr braucht, denn auch physischer Kram belastet die Seele. Anschließend gründlich putzen.
Schritt 1: Reinigung
Hierfür braucht Ihr Kräuter wie Salbei, Kampfer, Thymian, Wachholder oder Myrrhe. Mit eurem Räuchergefäß geht Ihr nun gegen den Uhrzeigersinn durch jeden Raum und räuchert in jeder Ecke. Wichtig ist, alle Schranktüren oder Schubkästen zu öffnen, weil sich hier die meisten negativen Energien verstecken. Wenn Ihr fertig seid, schließt die Tür hinter Euch und lasst die Duftstoffe mindestens eine halbe Stunde wirken. Danach würde ich Euch empfehlen quer zu lüften, um auch den letzten Rest negativer Energie aus eurer Wohnung zu blasen.
Schritt 2: Harmonisieren
Um wieder Ruhe in den Raum zu bringen, eignen sich Kräuter wie Myrrhe, Myrthe oder Styrax. Diesmal geht Ihr jedoch im Uhrzeigersinn durchs Haus / durch die Wohnung, da Ihr jetzt neue, positive Energien einbringen wollt. Dann gilt es wieder, die Kräuter mindestens eine halbe Stunde wirken zu lassen.
Schritt 3: Energieaufbau
Harmonie ist schön und gut. Aber Ihr wollt doch bestimmt mit viel Schwung ins neue Jahr starten oder? Dann müsst Ihr noch einmal (im Uhrzeigersinn) durch die Wohnung. Diesmal nehmt Ihr Energie aufbauende Kräuter wie Angelikawurzel, Thymian oder Weihrauch. Auch hier solltet Ihr Euch an die Mindesteinwirkzeit halten. Diesmal könnt Ihr die Zimmertüren aber geöffnet lassen. Auf diese Weise wird der Energiefluss in euren Wohnräumen angeregt. Im Anschluss dürft Ihr gerne lüften. Doch bitte nur moderat, sonst verfliegt die gute Energie gleich wieder. (Am nächsten Tag könnt Ihr die Fenster wieder wie gewohnt öffnen.)
Nach dem Ritual habt Ihr Euch eine Auszeit verdient. Nehmt ein Bad oder legt Euch aufs Sofa und genießt die neue Stimmung in euren Räumen.
Ich wünsche Euch einen geruhsamen Jahresausklang und ein leichtes und beschwingtes Jahr 2021.
Eure Claudia
Bildnachweis:
Räucherritual (#274482675): Sonja Birkelbach – stock.adobe.com
Räucherschale aus Ton: Anke Sundermeier auf Pixabay
Samhain Smudging (#221342220): Serena Tayyan – stock.adobe.com